eine Wanderung
ein Spiel
eine Befreiung
Linn und Claudio wandern von Zürich durch die Alpen nach Trieste
– aktuelle Bilder siehe Blog
(nicht nur) eine Wanderung
Im engen Sinne ist der Permawalk eine Wanderung mit dem geringstmöglichen ökologischen Fussabdruck. Wir schlafen viel draussen, verwenden mehrheitlich Second-Hand waren und ernähren uns so viel wie möglich aus überschüssigen Lebensmitteln, welche die Produktion nicht zusätzlich ankurbeln. Der Permawalk umfasst aber mehr als Wandern. Er ist ein Symbol für die permanente Schritt-für-Schritt Reise hin zu einer immer nachhaltigeren Lebensform, einer Permakultur, die wandlungsfähig in Ökosysteme und Kreisläufe der Natur sich einfügt und dauerhaft dem Wohl aller Lebewesen dient.
Permawalk zu Permaformance und Permakultur
Indem wir einen Permawalk machen, wird unser Leben mehr und mehr zu einer Permaformance. Im Gegensatz zu einem Theaterspiel mit Anfang und Ende ist eine Permaformance das permanente Spiel mit den Möglichkeiten des Lebens, um unserem eigenen und gleichzeitig dem Wohle aller Lebewesen zu dienen.
Viele Permaformances ergeben eine Permakultur. Diese schliesst nicht nur das Leben von Menschen beider Geschlechter mit ein, sondern alle Formen von Lebewesen, einschliesslich Tieren und Pflanzen. Weil es dafür noch kein Wort gibt, müssen wir ein Neues kreieren. Wir schlagen die Endung «-tjes» vor. Akteurtjes oder Permaformertjes schliessen also alle Menschen, Tiere, Pflanzen und sonstigen Formen des Lebens ein, welche die Möglichkeiten ausschöpfen dem Wohle aller zu dienen.
Im Zentrum der Permaformance steht nicht mein Glück, sondern das Glück aller Wesen. Eine Gesellschaft richtet sich also nicht mehr nach dem heute die meisten politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten dominierenden Brutto-Inlandprodukt, sondern nach dem Brutto-Total-Glück (auf Länderebene Brutto-National-Glück), dem Gemeinwohl oder dem Happy Planet Index (misst die ökologische Effizienz, mit der ein Land sein Wohlbefinden generiert).
Menschen verbinden
Viele Menschen scheitern am Dilemma zwischen der Geschwindigkeit des Wandels, der zur Einhaltung von Klimazielen und zum Stoppen des Artensterbens nötig wäre, und ihren Möglichkeiten den Wandel zu beschleunigen. Durch unsere Wanderungen wollen wir diese Pole näher zusammenbringen. Wir möchten
- Klima- und Umweltaktivisten zur Ruhe einladen, damit sie nicht ausbrennen
- konservative und skeptische Menschen einladen, neue Wege heute und nicht morgen auszuprobieren, denn jeder Tag auf dem alten Weg ist eine verpasste Chance vorwärts zu kommen
- ungeduldige Menschen zum Fokus aufs Hier und Jetzt einladen, denn beim Wandern ist der Weg weit erfüllender als das Ziel
Wandern ist eine der ur-natürlichsten Tätigkeiten des Menschen und hilft uns oft, Zuversicht und Vertrauen zu stärken. Wandern ist eine der besten Möglichkeiten zu erfahren, wie weit wir mit kleinen, geduldigen Schritten kommen, wenn wir an einem Ziel dran bleiben.
dringender denn je
Klima- und Biodiversitätskrisen zeigen immer klarer, dass der Versuch der Menschen scheitert, Wohlstand und Erfüllung durch mehr Produktivität zu erreichen. Im Gegenteil, die Kehrseite unserer konsumzentrierten Gesellschaft ist die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Zerstörung von Lebensräumen. Was kurzfristig helfen mag, Bedürfnisse zu befriedigen, stürzt uns langfristig in brutale Leere und Existenznot.
Spiel mit der Fülle des Lebens
Mit dem Permawalk wollen wir DICH einladen mit der Fülle des Lebens zu spielen. Der Fokus liegt dabei neu auf der spielerischen Offenheit gegenüber der Fülle, die DEIN Leben DIR bietet, statt Fülle durch Optimierung deiner Umstände und Konsummöglichkeiten zu erreichen. Gemeinsam entdecken wir, dass Erwartungen loszulassen neue Tore öffnet und Enttäuschungen verschwinden lässt. Gemeinsam entdecken wir mehr und mehr, dass ausbeuterischen Konsum wir gar nicht mehr brauchen. Keine Angst, wir dürfen immer noch Schoggibrownies essen und am Meer Ferien machen, wenn unsere Sehnsucht danach genug gross ist. Aber mit der Offenheit, alle nachhaltigeren Varianten auch auszuprobieren, wird unser Bedürfnis nach ausbeuterischen Varianten kleiner und kleiner – ohne dass wir verzichten müssen! JA, das ist möglich: Genügsamkeit können wir ohne Verzicht erreichen, im Gegenteil, Genügsamkeit bringt uns zusätzliches Lebensglück! Plötzlich mögen wir pflanzenbasierte Brownies aus Carob-Bohnen so sehr, dass wir unsere Sehnsucht nach Schokolade mit Kakao-Bohnen aus tropischen Regenwaldgebieten nur noch einmal im Monat stillen wollen. Vielleicht entdecken wir eine Schokoladenfabrik, von der wir Reste aus der Überproduktion retten und mit noch besserem Gewissen essen können. Vielleicht entdecken wir einen Bergseestrand, der viel idyllischer ist als der Karibikstrand, den wir mit dem Flugzeug anfliegen würden.
Befreiung vom Dilemma zwischen Verzicht und schlechtem Gewissen
Eine kleine Änderung unserer inneren Haltung kann Grosses bewirken. Mit der Offenheit gegenüber der Fülle, die uns das Leben bietet, verschwinden ganz viele Bedürfnisse automatisch, die wir heute schwer ohne ausbeuterischen Konsum befriedigen können. Warum ausländische Äpfel kaufen, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit an Apfelbäumen vorbeispaziere, die sonst niemand erntet? Was für eine Befreiung, aus dem Dilemma zwischen Verzicht und schlechtem Gewissen befreit zu werden!
DEINE kleinen Entdeckungen werden andere Menschen anstecken und die Summe aller kleinen Entdeckungen macht die grosse Klima- und Biodiversitätskrise überwindbar.
3 Wurzeln des Permawalks
1) Fortsetzung der Sonnenwanderungen von Martin Vosseler und das erste Projekt der MVG
Martin war 40’000 km (= einmal um die Erde) zu Fuss unterwegs für die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien und für eine planetare Ethik, einer Ethik der Solidarität zwischen allen Menschen, des Respekts für die anderen Lebewesen und der Verantwortung für alle kommenden Generationen (hier eine Zusammenstellung aller Wanderungen). Mit dem Permawalk möchten wir sein Engagement fortsetzen und auch andere Menschen einladen, wandernd und spielerisch die dringendste Aufgabe von uns Menschen in den Fokus zu bringen.
Der Permawalk ist gleichzeitig das erste Projekt der Martin Vosseler Gesellschaft (MVG).
2) ein Projekt des Instinktuts für angewandte Normverschiebung
Von der wanderbegeisterten Schauspielerin und Permaformerin für Bruttototalglück Linn Sanders gegründet ist das Instinktut für angewandte Normverschiebung eine Einladung, uns vom heute vielerorts zur Norm gewordenen Wahn nach Produktivität zu lösen. Lieber folgen wir unserem ureiegenen Instinkt, Glück im inneren Frieden mit der Fülle des Lebens zu finden. Diese Normverschiebung können wir nirgends besser praktisch anwenden und leben als auf dem Permawalk.
3) ein Projekt zur Vermeidung von Foodwaste
Auf dem Permawalk fragen wir in Läden und Restaurants nach überschüssigen Lebensmitteln, die den Konsum nicht zusätzlich ankurbeln. So retten wir nicht nur Lebensmittel, sondern öffnen Menschen die Augen für die Verschwendung, die so oft noch ausgeblendet wird.
Weitere Infos zur Lebensmittelverschwendung:
foodwaste.ch , Koordinationsstelle und Kompetenzzentrum zur Reduktion der Lebensmittelverschwendung in der Schweiz. Die Organisation lädt Menschen ein, am Beispiel der Lebensmittel den heutigen Überkonsum zu hinterfragen und zu entdecken, dass weniger genug und somit mehr ist.
Elm (1. August) – Trieste (30. September)
Die Reise startete am 1. August in Elm (Glarus). Claudio nahm die Gäste mit auf eine Bilderreise in die USA und ans Nordkap, wo er 2008 und 2012 mit Martin gewandert ist. Linn las aus den «Gesammelten Welten der Waldliteratur» und zusammen mit allen Anwesenden entstand ein «tiny piece of Permaformance».
Nach 49 Wandertagen, gut 1000 Kilometern und 32’000 Höhenmetern erreichten wir Trieste. Die Mehrheit unserer Wanderenergie stammte von Lebensmitteln, die wir gerettet, gesammelt oder direkt am Produktionsort gekauft haben. Das riesige Wetterglück ermöglichte zur Krönung Baden im Meer bei Vollmond.
Werde Teil des Permawalks
Pausen sind genauso wichtig wie das Wandern. Wir laden dich ein, uns einzuladen: Wenn du auch genug zum Teilen hast, können wir uns gegenseitig eine Einladung schenken. Ihr werdet Gäste von einem «tiny piece of Permaformance«, bekommt zum Beispiel einen bildlich-sprachlichen Einblick in unser Reisen und Wirken und die Welten der Waldliteratur. Das Dazwischen ist Teil des Stücks und das Stück Teil des Wegs. Wer spielt mit?
Die Wandernden:
Linn Sanders, Permaformerin für Bruttototalglück und Gründerin Instinktut für angewandte Normverschiebung
Claudio Beretta, Umweltwissenschafter, Präsident Martin Vosseler Gesellschaft
und foodwaste.ch
Ausblick
Nach dem ersten Akt zu Fuss nach Trieste setzt Linn ihre Reise fort: Mit dem Titel «Walk in Progress» wird sie auf dem Landweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln und minimalem ökologischem Fussabdruck nach Indien reisen, während sich die Kunst der Permaformance laufend weiterentwickelt.